Please scroll down for German text

Wang Xiyao 王茜瑶 was born in 1992 in Chongqing, China. The young artist lives and works in Berlin. Wang’s abstract painting can best be described as movement captured on canvas, as expressing a feeling of boundlessness and unbridled life energy. She combines various techniques such as oil and acrylic painting, chalk, graphite and oil sticks. Although her expressive lines draw on the tradition of Asian masters, she works without the classic materials of her homeland.

For Wang, who grew up in modest circumstances in a small country town on the Yangtze River in Southwest China, art was of central importance right from the start – her father is also an artist. Being not only talented, but also hard-working and ambitious, she was accepted to study art at the renowned Sichuan Fine Arts Institute (四川美术学院) when she was eighteen. After graduating at the age of twenty-two, she emigrated to Germany to discover new perspectives and broaden her view of painting, studying art for a further five years, three of them with Werner Büttner.

Wang prefers abstract painting as her direct and only form of expression. For her, a work usually begins with intensive inspiration, triggered either by external impressions or by her own thoughts and feelings. This inspiration then flows directly into her exploration of form; the artist describes her artistic work as a nearly bodiless process, as if her soul is floating in the air while everything else becomes unimportant. Free from all constraint, lines weave together that find themselves in a constant state of flow, transformation and flight, seemingly wanting to break out of the frame.

Wang sees different materials as being like different people, each with its own personality and its own character. She combines a wide range of techniques, which complement each other superbly in her works. Wang invites everyone to unlock their very own imaginative spaces in her paintings, feeling free to discover her work for themselves and to connect it with their own story. Her works have an ability to sweep the viewer along, allowing a journey into the depths of the picture. Contrasting starkly with European abstract art, Wang's lines are loaded with positive energy. In the Chinese artistic tradition, she admits the beauty and joie de vivre which western art has long since consciously encased in bitterness. Her paintings are a delicate, semi-conscious dance that inspires a feeling of happiness in the viewer, like being touched by nature, akin to how one might feel in springtime.

Looking at the various phases of Wang's work, you can see that she has stayed true to her principles for years. Each individual painting is an important element in her body of work. What links them all is a common approach and Wang’s striving to give voice to her own strong inspiration in each piece.

Text by Timon R. Böse, art historian – Berlin, 2021

 

Same text in German:

 

Wang, Xiyao 王茜瑶 wurde 1992 in Chongqing, China, geboren - die junge Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin. Wangs abstrakte Malerei lässt sich am besten als auf die Leinwand gebrachte Bewegung, als ein Ausdruck von gefühlter Grenzenlosigkeit und ungebändigter Lebensenergie beschreiben. Wang kombiniert hierzu verschiedene Techniken wie Öl- und Acrylmalerei, Kreide, Graphit und Öl-Sticks. Obwohl ihre ausdrucksstarke Linienführung in der Tradition asiatischer Meister steht, arbeitet sie völlig ohne die klassischen Materialien ihrer Heimat.

Für Wang, die in einfachen Verhältnissen in einer ländlichen Kleinstadt am Fluss Jangtse im Südwesten von China aufwuchs, war Kunst von Kindesbeinen an von zentraler Bedeutung – ihr Vater ist ebenfalls Künstler. Da sie nicht nur talentiert, sondern auch fleißig und zielstrebig ist, wurde sie bereits mit 18 Jahren am renommierten Sichuan Fine Arts Institute (四川美术学院) zum Kunststudium zugelassen. Um neue Perspektiven kennenzulernen und einen erweiterten Blick auf die Malerei zu gewinnen, emigrierte sie nach ihrem Abschluss im Alter von 22 Jahren nach Deutschland, wo sie fünf weitere Jahre Kunst studierte, drei davon bei Werner Büttner.

Wang bevorzugt die abstrakte Malerei als ihre direkte und einzige Ausdrucksform. Ein Werk beginnt für sie meist mit einer intensiven Inspiration, ausgelöst entweder durch äußere Eindrücke oder auch aus dem eigenen Denken und Fühlen heraus. Diese Inspiration fließt sodann unmittelbar in ihre Formfindung ein, ihr künstlerisches Schaffen beschreibt die Künstlerin als einen beinahe körperlosen Prozess: Als würde ihre Seele in der Luft schweben und alles andere unwichtig werden. Frei von allen Zwängen werden Linien verwoben, die sich in einem Zustand permanenten Fließens, Verwandelns und Fliegens befinden und die scheinbar aus dem Keilrahmen ausbrechen wollen.

Verschiedenes Material ist für sie wie verschiedene Personen – jede Technik hat für Wang eine eigene Persönlichkeit und eigenen Charakter. Sie kombiniert vielfältige Techniken, die sich in ihren Werken herausragend ergänzen. Wang lädt jeden dazu ein, sich in ihren Werken ganz eigene Vorstellungsräume zu erschließen, jeder ist frei, ihre Kunst für sich selbst zu entdecken und seine eigene Geschichte damit zu verbinden. Ihre Werke vermögen es, den Betrachter mitzureißen, erlauben eine Reise tief ins Bild. Wangs Linien sind geladen mit positiver Energie, ein starker Kontrast zur abstrakten Kunst Europas. In der Tradition chinesischer Kunst lässt sie jenes Schöne und jene Lebensfreude zu, denen sich die Kunst des Westens schon lange in Bitterkeit bewusst verschlossen hat. Ihre Bilder sind ein zarter, halb unbewusster Tanz, der beim Betrachter ein Glücksgefühl hervorruft, es ist wie eine Berührung der Natur, ähnlich den Empfindungen im Frühling.

Die verschiedenen Phasen im Oeuvre lassen erkennen, dass Wang ihren Grundsätzen seit Jahren treu bleibt. Jedes einzelne Bild ist ein wichtiger Teil von Wangs Gesamtwerk und alle Gemälde sind verbunden durch ihre Herangehensweise und Wangs Streben danach, immer wieder ihren eigenen starken Inspirationen mit ihren Werken Ausdruck zu verleihen.

Text von Timon R. Böse, Kunsthistoriker – Berlin, 2021